Aktuelles aus dem Bezirk
Keine Entwarnung bei Kitaplätzen: Mangel im Marzahner und Hellersdorfer Norden, Überschuss in Einfamilienhausgebieten
Wie aus dem kürzlich veröffentlichten Kita-Entwicklungsbericht der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hervorgeht, ist das Angebot an Kitaplätzen berlinweit inzwischen größer als die Nachfrage. Doch die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen: Einer berlinweiten Überkapazität stehen lokale Kitaplatz-Mängel gegenüber. Und betroffen sind in Marzahn-Hellersdorf vor allem sozial benachteiligte Wohngebiete.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe sich auch im Bezirk Marzahn-Hellersdorf die Lage deutlich entspannt. Doch ein Blick in die bezirkliche Prognose ist nötig. Für die kommenden Jahre etwa meldet auch der bezirkliche Kita-Entwicklungsplan insgesamt einen Überschuss an Plätzen, 2027/2028 werden es rund 400 sein. Und das, obwohl in den letzten vier Jahren die Altersgruppe der 0-bis-7-Jährigen in keinem anderen Bezirk so stark gewachsen ist wie in Marzahn-Hellersdorf, nämlich um ganze 6,6 Prozent.
Der Teufel steckt wie immer im Detail: Während der Bericht für manche Teile des Bezirks bis 2027/28 einen enormen Überschuss vorhersieht – in Biesdorf sollen es dann über 200 Plätze sein, in Mahlsdorf 160 –, stehen auf der anderen Seite drei Stadtteile, in denen es den Berechnungen des Bezirksamtes zufolge deutlich weniger Plätze geben wird als benötigt. Konkret: In Hellersdorf-Ost werden voraussichtlich 210 Kitaplätze fehlen, in Hellersdorf-Nord 120, und auch Marzahn-Nord hätte 80 Plätze zu wenig. Hierbei eingerechnet sind alle Ausbaumöglichkeiten in den Stadtteilen.
„Es gibt keinen Grund für eine Entwarnung in Sachen Kitaplatzversorgung. Die Unterschiede zwischen dem Siedlungsgebiet und der Großsiedlung in unserem Bezirk sind riesig“, kommentiert Bjoern Tielebein, jugendpolitischer Sprecher der Linksfraktion und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf. „Damit der Norden des Bezirks nicht auf der Strecke bleibt, muss das Bezirksamt sofort gegensteuern. Unberücksichtigt bei den Prognosen des Marzahn-Hellersdorfer Jugendamtes sind außerdem eine Reihe von anstehenden Wohnungsbauprojekten in der Großsiedlung. Dadurch wird sich der Bedarf für weitere Kindergärten noch deutlich erhöhen. Weitere Ausbaumöglichkeiten sind jedoch kaum in Sicht.
Grundsätzlich sollten die geplanten Investitionen noch einmal überprüft werden. Wir brauchen jetzt beispielsweise in Marzahn-Nord für die Wörlitzer Straße eine Finanzierung. Dies ist jedoch bisher nirgends vorgesehen. Außerdem müssen zusätzliche Grundstücke zum Bau von Kindergärten in den betroffenen Stadtteilen gesichert werden. Und es fehlt schlicht an ausreichend Fördermitteln, damit ein Neubau dort schnell umgesetzt werden kann, wo er gebraucht wird. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, um in den betroffenen Wohngegenden zusätzliche Kitaplätze zu schaffen.“